Hochsensibel – Und plötzlich ergab alles Sinn“

In einer lauten Welt ist Sensibilität eine stille Superkraft.“

Lange dachte ich, mit mir stimmt irgendetwas nicht.

Ich fühlte mich oft „zu viel“: zu emotional, zu empfindlich, zu schnell überfordert. Menschenmengen erschöpften mich, laute Geräusche machten mich nervös, und selbst Kritik, die „nicht böse gemeint“ war, ging mir tagelang nicht aus dem Kopf. Ich fragte mich: Warum trifft mich das so sehr, während andere es einfach abschütteln?

Dann stolperte ich über einen Begriff, der mich auf seltsame Weise sofort berührte: Hochsensibilität.

Ich begann zu lesen – und je mehr ich las, desto mehr erkannte ich mich selbst. Endlich ergab so vieles Sinn. Ich bin nicht komisch. Ich bin einfach hochsensibel.

Das bedeutet:
Ich nehme viel wahr. Zu viel manchmal. Geräusche, Gerüche, Gesichter, Stimmungen – alles landet ungefiltert in meinem System. Ich verarbeite tief, denke lange nach, spüre die Gefühle anderer, manchmal bevor sie selbst sie benennen können.

Es bedeutet aber auch:
Ich bin empathisch. Feinfühlig. Kreativ. Ich liebe Tiefe, Ehrlichkeit, Stille. Ich sehe, was andere übersehen – in einem Gespräch, in der Natur, in einem Lied.

Doch ehrlich gesagt: Es fällt mir immer noch schwer, mich abzugrenzen.
Manchmal spüre ich, wie ich die Gefühle anderer übernehme, ohne es zu wollen. Wie ich nicht rechtzeitig „Stopp“ sage, weil ich niemanden verletzen will. Ich sage Ja, obwohl ich Nein meine. Ich übernehme Verantwortung, die nicht meine ist. Und am Ende bin ich erschöpft – emotional leer, manchmal auch körperlich.

Ich lerne langsam, dass Selbstschutz nichts mit Egoismus zu tun hat. Das ich niemandem helfe, wenn ich mich selbst dabei verliere. Aber dieser Weg ist nicht leicht – und ich bin noch mittendrin.

Trotzdem – oder gerade deswegen – versuche ich, meine Sensibilität nicht mehr als Schwäche zu sehen. Sondern als einen Teil von mir, der Aufmerksamkeit verdient. Und Wertschätzung.

Hochsensibilität ist kein Makel. Sie ist meine Art, die Welt zu erleben. Und vielleicht sogar mein größtes Geschenk.

Abschlussgedanke: Wenn du dich in diesen Zeilen wiedererkennst: Du bist nicht allein. Vielleicht bist auch du hochsensibel und vielleicht darfst auch du lernen, dich selbst nicht immer hintenanzustellen. Es ist okay, dich abzugrenzen. Es ist okay, empfindsam zu sein. Du bist gut, genau so wie du bist.